Jean-Philippe Toussaint, Julia Schoch: Carte Blanche
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»Carte Blanche« - Ein deutschsprachiger Schriftsteller hat »freie Hand«, darf sich einen französischen Gast wünschen und ihm eine Frage stellen. Beantwortet wird diese in Form eines Kurzbeitrags, an den sich ein Gespräch anschließt. Den Anfang machten Alissa Walser und Marie Darrieussecq, es folgten Navid Kermani und Jean Echenoz. Nun hat sich Julia Schoch den belgischen Autor Jean-Philippe Toussaint gewünscht und ihm folgende Frage gestellt : »Das innerliche Nicken, die Freude, die mich beim Lesen Ihrer Bücher jedesmal erfaßt, hat vor allem einen Grund: Die Liebe wird hier nie als etwas Kompliziertes vorgestellt. Im Gegenteil, sie ist ganz einfach da. Und manchmal ist sie sogar eine Möglichkeit, Widerstand zu leisten! Das Paar als ein Miniaturbollwerk gegen die Zumutungen unserer Welt: Was soll man mit einer grenzenlosen Freiheit, mit uneingeschränkten Möglichkeiten? Edmondsson oder Delon beispielsweise haben die leichte Erschöpfung des männlichen Helden angesichts solcher Fragen ja geteilt, haben seine Ratlosigkeit mitgetragen. Und ihn begleitet, wenn er sich in die Badewanne zurückzog, ein wenig Fußball schaute, den Fernseher für immer abschaltete, ein Handy verweigerte… Was aber nun, wenn die Paar-Einigkeit nicht mehr gilt, wenn es das Miniaturbollwerk nicht mehr gibt? Kann Sturheit, also der Plan, der Wille zur Liebe an ihre Stelle treten? Und verliert sich jegliche Widerstandsenergie, wenn der Held allein zurückbleibt?« Von Julia Schoch, die in Potsdam wohnt, erschien zuletzt der Roman Mit der Geschwindigkeit des Sommers (2009), der auf Platz 1 der SWR-Bestenliste stand. Bekannt ist sie auch als Übersetzerin, u.a. von Fred Vargas und Georges Hyvernaud. Jean-Philippe Toussaint lebt in Brüssel und auf Korsika. Sein Roman Sich lieben avancierte 2002 in Frankreich zum Bestseller. 2005 erhielt Toussaint für Fliehen den Prix Médicis, einen der wichtigsten französischen Literaturpreise. Die Wahrheit über Marie ist der einstweilen abschließende Teil seiner Romantrilogie, die mit Sich lieben und Fliehen begann.
In Zusammenarbeit mit dem Institut Français de Stuttgart
Mit freundlicher Unterstützung der Robert Bosch Stiftung