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24.9.2021

Antennen: Viktor Martinowitsch, Volha Hapeyeva, Sasha Filipenko, Valzhyna Mort, Serhij Zhadan, Dmitrij Kapitelman, Lana Bastašić

Veranstaltungsdaten

Als der belarussische Dichter und Musiker Uladzimir Liankevich bei seiner Verhandlung gefragt wurde, warum er ein Lied singt – denn im Moment ist das Singen eines Liedes Grund genug, um in Weißrussland verhaftet zu werden – sagte er, dass er keine Angst hat, wenn er singt.

Valzhyna Mort

Der fünfte LOSGESAGT!-Abend verhandelt Fragen der Sprachmacht insbesondere in Texten und Tönen aus Belarus und der Ukraine. So wurden alle eingeladenen Autor:innen gebeten, zum Abend im Stuttgarter Literaturhaus nicht nur ihre eigene Literatur, sondern auch zwei Musiktitel mitzubringen, die für ihr Schreiben Bedeutung haben – und die wir zusammen mit ihren Texten zu Gehör bringen.

18 – 19.30 Uhr Viktor Martinowitsch, Volha Hapeyeva und Sasha Filipenko
Moderation: Volker Weichsel
Belarus ist auf der europäischen Landkarte sichtbar geworden; Wahlfälschungen zugunsten des Diktators Aljaksandr Lukaschenka wurden dort zum Anlass immer stärkerer Massenproteste. Autor:innen und Intellektuelle nehmen in Prozessen gesellschaftlicher Umbrüche oftmals eine wichtige Funktion ein und sind zugleich oft selbst gefährdet und Repressionen ausgesetzt. Die drei Schriftsteller:innen Viktor Martinowitsch, Volha Hapeyeva und Sasha Filipenko sind mit ihren neuen Texten "Revolution", "Camel Travel" und "Der ehemalige Sohn" in Stuttgart Gast.

19.30 – 20 Uhr Pause

20 – 21 Uhr Valzhyna Mort und Serhij Zhadan
Moderation: Katharina Raabe
Was kann und soll Literatur, wenn Krieg ist? Auf welche Sprache greifen die Dichter:innen zurück? Taugen ihre Instrumente, um dem zum Ausdruck zu verhelfen, »was Angst macht«? Über Fragen wie diese und über ihre neuen Gedichte sprechen Valzhyna Mort, 1981 in Minsk geboren, die seit vielen Jahren in Washington, USA, lebt und auf Belarussisch und Englisch schreibt, und Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren. Er gehört zu den prägendsten Stimmen der ukrainischen Literatur und lebt in Charkiw.

21 – 22 Uhr Dmitrij Kapitelman und Lana Bastašić
Moderation: Schamma Schahadat
"Eine Formalie in Kiew", der neue Roman von Dmitrij Kapitelman, ist die Geschichte einer Familie, die einst voller Hoffnung auszog, um ein neues Leben zu beginnen, und am Ende ohne ein Zuhause dasteht – erzählt mit dem Humor eines Sohnes, der stoisch versucht, Deutscher zu werden. Kapitelman, 1986 in Kyjiw geboren, kam im Alter von acht Jahren als »Kontingentflüchtling« mit seiner Familie nach Deutschland. Lana Bastasˇic´, 1986 in Zagreb, als Kind serbischer Eltern geboren, wuchs nach dem Zerfall Jugoslawiens in Bosnien auf und lebte zuletzt viele Jahre in Barcelona. In ihrem Debütroman "Fang den Hasen", übersetzt von Rebekka Zeinzinger, erzählt sie von einer außergewöhnlichen Freundschaft in den Wirren der jugoslawischen Geschichte – ausgezeichnet mit dem Literaturpreis der Europäischen Union 2020.

In Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung und dem Haus der Heimat Baden-Württemberg

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Veranstaltungen der Reihe "Losgesagt! Ein Festival der Sprache"

Sie kann verstören, verwundern und begeistern, verängstigen, beleidigen und nicht vergessen, in Erinnerung rufen, lügen und die Wahrheit sprechen, lässt denken und phantasieren, leiden und fühlen. Die Sprache prägt unser Dasein in allen Facetten, sie gestaltet, steuert, besitzt eine Handlungsmacht, die sich auch auf die Gesellschaft und ihre politische, kulturelle, ökonomische und soziale Verfassung auswirkt. In diesem Feld, in dem enorme Beharrungs- und Veränderungskräfte wirken, ist das Festival „LOSGESAGT!“ angesiedelt, das Sprache und ihre Verwendung wie Veränderung in der Literatur, Kunst, Politik und Gesellschaft befragt. „Von Sprache sprechen“ ist das Motto dieses Festivals, um die kürzlich verstorbene Lyrikerin Barbara Köhler zu zitieren. Die ihm zugrunde liegende Idee ist der turbulenten Wirklichkeit geschuldet, deren Zeitzeugen wir sind und in der sich die Komplexität und Gleichzeitigkeit des Globalen, Pandemischen und Digitalen vermischen. Wir leben in einer Zeit, „in der sich wechselseitig befeuernde Impulse einen Zustand der großen Gereiztheit erzeugen“, so der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Zugleich entwickeln sich die digitalen Sphären zu einem Medium für bis dahin Marginalisierte, Nichtgehörte; es entstehen Resonanzräume, in denen Mehrstimmigkeit selbstverständlich ist und die nicht selten mit einem beachtlichen Potenzial politischer Mobilisierungskraft ausgestattet sind. Das Literaturhaus Stuttgart und die Bundeszentrale für politische Bildung laden ein zu vier langen Abenden von Mai –September und zu einem Festivalwochenende im November, über Grammatik, Wörter, Sätze, Töne und Schattierungen und ihre Wirkung zu sprechen und über Sprachlandschaften nachzudenken. Diskutiert wird über Themen wie Rassismus, Gender und Kolonialismus, über Sprech- und Schreibweisen der Gewalt und über Kommunikation und Social Media. Darüber hinaus laden wir ein, internationale Autor*innen kennenzulernen, über die Poesie der Sprachfehler nachzudenken – und sich Gedanken über den letzten Satz zu machen.