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15.6.2021

Losgesagt!: Joseph Vogl, Anne Applebaum, Ruth Wodak, Henning Lobin, Alexandru Bulucz, Ann Cotten

Veranstaltungsdaten

Nach dem Auftakt im Mai nimmt das „Losgesagt!“-Festival im Juni weiter Fahrt auf und ergründet das Sprechen der Neuen Rechten ebenso wie neue unternehmerische Machtformen und ihre Verankerung in Kommunikationstechnologien, um sich am Ende eines intensiven Abends erneut mit Lyriker*innen ins poetische Nachdenken über deutsche Alltagswörter und ihre Bedeutungsverschiebungen treiben zu lassen.

19.00 Uhr – 20.00 Uhr
WEITERSPRECHEN
Gegenwartsanalysen
Joseph Vogl und Anne Applebaum
Moderation: Volker Weichsel
In seinem neuen Buch „Kapital und Ressentiment“ stellt Joseph Vogl, Professor für Literatur- und Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin und Permanent Visiting Professor an der Princeton University, die Frage, wie sich der Aufbau neuer unternehmerischer Machtformen im digitalen Kapitalismus mit der Aushöhlung demokratischer Prozeduren und Institutionen verbindet.
Mit ihm ins Gespräch kommt die amerikanische Historikerin und Pulitzer-Preisträgerin Anne Applebaum, die in ihrem Buch „Die Verlockung des Autoritären“ beeindruckend die Denk- und Verhaltensmuster hinter der autoritären Welle beschreibt, die seit Jahren durch einstmals liberale Gesellschaften rollt.

20.15 Uhr – 21.15 Uhr
AUSSPRECHEN
Sprachkampf. Rechtes Sprechen
Mit Ruth Wodak und Henning Lobin
Moderation: Torsten Hoffmann
Rechtspopulistische Politik rückt in die Mitte. In ihrem Buch „Politik mit der Angst. Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse“ zeichnet Ruth Wodak den Weg solcher Parteien von den Rändern der politischen Landschaft in die Mitte nach. Ruth Wodak, emeritierte Professorin für Sprachwissenschaften der Universität Wien und der Lancaster University, hat sich intensiv mit der Vorurteilsforschung auseinandergesetzt. Sie kommt ins Gespräch mit Henning Lobin, Direktor des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim und Autor des Blogs "Die Engelbart-Galaxis". In diesem Jahr erschien im Duden Verlag sein Buch „Sprachkampf. Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert“. Hier beleuchtet er aktuelle Sprachpolitik der Parteien als Mittel der politischen Auseinandersetzung. Moderiert wird das Gespräch von Torsten Hoffmann, Professor für Deutsche Literatur an der Universität Stuttgart, der zur Literaturpolitik der Neuen Rechten forscht.

21.30 – 22.15 Uhr
ÜBERSPRECHEN
Worte können sein wie winzige Arsendosen
Mit Alexandru Bulucz und Ann Cotten
Moderation: Beate Tröger
Dass Worte ihre Wirkung wie die eines Giftes entfalten, schrieb bereits der Romanist
Victor Klemperer in seinem 1947 erschienenen „LTI – Notizbuch eines Philologen“. Nach dem Aufschlag im Mai mit Kerstin Preiwuß und Marcel Beyer denken im Juni die Lyriker*innen Alexandru Bulucz und Ann Cotten über Reizwörter unserer Gegenwartssprache nach, darüber, welche Wörter dazu ansetzen, unser Sprechen zu bestimmen und zu verletzen. Sie reagieren damit auf Sprachveränderungen in Zeiten zugespitzten und affektgeladenen Sprechens.

Eine Veranstaltungskooperation des Literaturhaus Stuttgart und der Bundeszentrale für politische Bildung

Veranstaltungen der Reihe "Losgesagt! Ein Festival der Sprache"

Sie kann verstören, verwundern und begeistern, verängstigen, beleidigen und nicht vergessen, in Erinnerung rufen, lügen und die Wahrheit sprechen, lässt denken und phantasieren, leiden und fühlen. Die Sprache prägt unser Dasein in allen Facetten, sie gestaltet, steuert, besitzt eine Handlungsmacht, die sich auch auf die Gesellschaft und ihre politische, kulturelle, ökonomische und soziale Verfassung auswirkt. In diesem Feld, in dem enorme Beharrungs- und Veränderungskräfte wirken, ist das Festival „LOSGESAGT!“ angesiedelt, das Sprache und ihre Verwendung wie Veränderung in der Literatur, Kunst, Politik und Gesellschaft befragt. „Von Sprache sprechen“ ist das Motto dieses Festivals, um die kürzlich verstorbene Lyrikerin Barbara Köhler zu zitieren. Die ihm zugrunde liegende Idee ist der turbulenten Wirklichkeit geschuldet, deren Zeitzeugen wir sind und in der sich die Komplexität und Gleichzeitigkeit des Globalen, Pandemischen und Digitalen vermischen. Wir leben in einer Zeit, „in der sich wechselseitig befeuernde Impulse einen Zustand der großen Gereiztheit erzeugen“, so der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Zugleich entwickeln sich die digitalen Sphären zu einem Medium für bis dahin Marginalisierte, Nichtgehörte; es entstehen Resonanzräume, in denen Mehrstimmigkeit selbstverständlich ist und die nicht selten mit einem beachtlichen Potenzial politischer Mobilisierungskraft ausgestattet sind. Das Literaturhaus Stuttgart und die Bundeszentrale für politische Bildung laden ein zu vier langen Abenden von Mai –September und zu einem Festivalwochenende im November, über Grammatik, Wörter, Sätze, Töne und Schattierungen und ihre Wirkung zu sprechen und über Sprachlandschaften nachzudenken. Diskutiert wird über Themen wie Rassismus, Gender und Kolonialismus, über Sprech- und Schreibweisen der Gewalt und über Kommunikation und Social Media. Darüber hinaus laden wir ein, internationale Autor*innen kennenzulernen, über die Poesie der Sprachfehler nachzudenken – und sich Gedanken über den letzten Satz zu machen.