Lukas Bärfuss: Hoffnung
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Vor einigen Wochen, an einem düsteren Tag, als die Fallzahlen stündlich stiegen und keiner wusste, woher er die Zuversicht nehmen sollte, veröffentlichte die hiesige Kantonspolizei eine Meldung, nach der Beamte im Internet auf einen sogenannten Schutzmasken-Wucherer gestoßen seien, ein Individuum, das dieses seit geraumer Zeit bei einer breiten Kundschaft ,... aus naheliegenden Gründen äußerst nachgefragte und deshalb kaum lieferbare Hygieneutensil zu einem exorbitanten Preis angeboten habe, worauf schnurstracks, also unverichteter Dinge, ein Einsatzkommando unter Führung einiger Ermittler in Zivil an den Wohnort des mutmaßlichen Verbrechers ausgerückt sei und diesen nach einigen ermittlungstechnischen Täuschungsmanövern, wie etwa der vorgeschobenen Behauptung, man sei an diesen famosen Zellulosefetzen zum Preis von zweihundert Franken pro fünf Stück aufrichtig interessiert, unverzüglich festgenommen, arretiert und der weiteren strafrechtlichen Verfolgung nach allerdings unbekannten Paragrafen dem zuständigen Untersuchungsrichter zugeführt habe. Die aufmerksamen Behörden versäumten nicht, der besorgten Bevölkerung mitzuteilen, dass es sich bei diesem Delinquenten um einen Jüngling von achtzehn Jahren gehandelt habe, und es war nicht der Beweis für die Funktionstüchtigkeit unserer Polizei, der mich mit einer sehr willkommenen und beinahe unverschämten Erleichterung beschenkte, es war vielmehr die Einsicht, dass auf eine Sache, allen Krisen und einstürzenden Ordnungen zum Trotz, gewiss Verlass sein würde, auf die ewigliche und grenzenlose menschliche Dummheit nämlich.
Lukas Bärfuss, geb. 1971 in Thun/Schweiz, lebt als Dramatiker, Romancier und Essayist in Zürich.
Seine Stücke werden weltweit gespielt, seine Romane sind in etwa zwanzig Sprachen übersetzt und erscheinen im Wallstein Verlag, dort zuletzt sein Erzählband „Malinois“. Lukas Bärfuss ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und wurde 2019 mit dem Georg- Büchner-Preis ausgezeichnet.