Zum Hauptinhalt springen
13.7.2016

Jan Philipp Reemtsma, Sandra Richter, Denis Scheck: Interpretation

Veranstaltungsdaten

In einem Brief an Franz Kafka schreibt Dr. Siegfried Wolff: »Sie haben mich unglücklich gemacht. Ich habe Ihre Verwandlung gekauft und meiner Kusine geschenkt. Die weiß sich die Geschichte aber nicht zu erklären. Meine Kusine hat‘s ihrer Mutter gegeben. Die weiß auch keine Erklärung. Die Mutter hat das Buch meiner anderen Kusine gegeben und die hat auch keine Erklärung. […] Herr! Ich habe Monate hindurch im Schützengraben mich mit den Russen herum gehauen und nicht mit der Wimper gezuckt. Wenn aber mein Renommee bei meinen Kusinen zum Teufel ginge, das ertrüg ich nicht. […] Also bitte sagen Sie mir, was meine Kusine sich bei der Verwandlung zu denken hat«. Die Frage nach dem, was der Autor wohl gemeint hat, ist alt. Und oft können die Autoren selbst keine befriedigende Auskunft geben. Literaturkritiker und Wissenschaftler indes zeigen Möglichkeiten auf: Über das Interpretieren von Texten sprechen Sandra Richter, Literaturwissenschaftlerin und Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Stuttgart, Denis Scheck, Literaturkritiker, Macher der TV-Sendung "Druckfrisch" und Moderator von "Lesenswert" im SWR" und der bedeutende Intellektuelle, Germanist, Publizist, Arno-Schmidt-Kenner und Gewaltforscher Jan Philipp Reemtsma. In seinem neuen Buch „Was heißt: Einen literarischen Text interpretieren?“, dem auch der Brief an Kafka entnommen ist, entwirft er eine Theorie der Lesekompetenz, die zeigt, warum lesen so wichtig ist. Drei weitere Bücher werden an diesem Abend über Interpretation und Lesekompetenz in der Reihe „Das gute Buch“ darüber hinaus ins Licht gerückt: Christoph Martin Wielands „Peregrinus Proteus“ (1787/88), Arno Schmidts „Das steinerne Herz“ (1956) und Emmanuel Carrères „Das Reich Gottes“ (2016), von Claudia Hamm ins Deutsche übertragen.