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26.5.2021

Losgesagt! Einsprechen - Aussprechen - Ansprechen: Carolin Emcke, Aleida Assmann, Marcel Beyer, Kerstin Preiwuß, Dota

Veranstaltungsdaten

Sie kann verstören, verwundern und begeistern, verängstigen, beleidigen und nicht vergessen, in Erinnerung rufen, lügen und die Wahrheit sprechen, lässt denken und phantasieren, leiden und fühlen. Die Sprache prägt unser Dasein in allen Facetten, sie gestaltet, steuert, besitzt eine Handlungsmacht, die sich auch auf die Gesellschaft und ihre politische, kulturelle, ökonomische und soziale Verfassung auswirkt. In diesem Feld, in dem enorme Beharrungs- und Veränderungskräfte wirken, ist das Festival „LOSGESAGT!“ angesiedelt, das Sprache und ihre Verwendung wie Veränderung in der Literatur, Kunst, Politik und Gesellschaft befragt. „Von Sprache sprechen“ ist das Motto dieses Festivals, um die kürzlich verstorbene Lyrikerin Barbara Köhler zu zitieren. Die ihm zugrunde liegende Idee ist der turbulenten Wirklichkeit geschuldet, deren Zeitzeugen wir sind und in der sich die Komplexität und Gleichzeitigkeit des Globalen, Pandemischen und Digitalen vermischen. Wir leben in einer Zeit, „in der sich wechselseitig befeuernde Impulse einen Zustand der großen Gereiztheit erzeugen“, so der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Zugleich entwickeln sich die digitalen Sphären zu einem Medium für bis dahin Marginalisierte, Nichtgehörte; es entstehen Resonanzräume, in denen Mehrstimmigkeit selbstverständlich ist und die nicht selten mit einem beachtlichen Potenzial politischer Mobilisierungskraft ausgestattet sind.

Das Literaturhaus Stuttgart und die Bundeszentrale für politische Bildung laden ein zu vier langen Abenden von Mai –September und zu einem Festivalwochenende im November, über Grammatik, Wörter, Sätze, Töne und Schattierungen und ihre Wirkung zu sprechen und über Sprachlandschaften nachzudenken. Diskutiert wird über Themen wie Rassismus, Gender und Kolonialismus, über Sprech- und Schreibweisen der Gewalt und über Kommunikation und Social Media. Darüber hinaus laden wir ein, internationale Autor*innen kennenzulernen, über die Poesie der Sprachfehler nachzudenken – und sich Gedanken über den letzten Satz zu machen.

19 – 20 Uhr Einsprechen
Meine Füße gingen lieber aus der Zeit
Carolin Emcke und Aleida Assmann
Moderation: David Hugendick

In ihrem persönlich-politischen „Journal. Tagebuch in Zeiten der Pandemie“ denkt Carolin Emcke über das Ausnahme-Jahr 2020 und die Auswirkungen auf unsere psychische, soziale, politische Verfassung nach. Sie spricht über unmögliche Abschiede, reflektiert unsere Sprache in Zeiten einer Pandemie und analysiert die nationalistischen Reflexe Europas und die autoritäre Verführung des Virus. Ihr erster Satz „Meine Füße gingen lieber aus der Zeit“ verweist bereits auf das Kraftfeld ihres Journals, aufgespannt zwischen subjektiven und philosophischen Betrachtungen. Über ihre Beobachtungen ins Gespräch kommt sie mit Aleida Assmann, Professorin für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaften an der Universität Konstanz. Sie veröffentlichte zahlreiche Arbeiten zur englischen Literatur und zum kulturellen Gedächtnis. Im Jahr 2018 wurden Aleida und Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, ein Preis, der der Publizistin und Autorin Carolin Emcke 2016 zugesprochen wurde.

20.15 – 21.15 Uhr: Aussprechen
Worte können sein wie winzige Arsendosen
Marcel Beyer und Kerstin Preiwuß
Moderation: Michael Braun

Dass Worte ihre Wirkung wie die eines Giftes entfalten, schrieb bereits der Romanist Victor Klemperer in seinem „LTI – Notizbuch eines Philologen“, erschienen 1947. Die Lyrikerin und Prosaautorin Kerstin Preiwuß und der Lyriker und Prosaautor Marcel Beyer haben schon vor geraumer Zeit über Reizwörter unsere Gegenwartssprache nachgedacht, darüber, wer in den Ansprachen wen adressiert, wer sich gemeint fühlen will, fühlen soll und welche Wörter dazu ansetzen, unser Sprechen zu bestimmen, zu verletzen und zu zersetzen; Deutschlandfunk realisierte 2019 eine kleine Reihe zu diesen Fragen unter dem Titel „Kalt-Deutsch“. Zum LOSGESAGT Festival bringen Kerstin Preiwuß und Marcel Beyer Wörter aus unserer Alltagssprache mit, die sie genauer befragen und zu denen sie kurze Texte geschrieben haben. Sie reagieren damit auf Sprachveränderungen in Zeiten zugespitzten und affektgeladenen Sprechens.

21.30 – 22.15 Uhr: Ansprechen
Wir rufen dich, Galaktika
Konzert mit Dota
Ein Lied ist diese besondere kurze Form, die auf den Punkt kommen und ein starkes Bild schaffen muss: Die Liedermacherin Dota Kehr schreibt, vertont und singt leichtfüßig und zärtlich über die großen wie kleinen Themen des Alltags, richtet den Blick aber immer wieder weit über den Alltag hinaus ins Offene. Zuletzt hat sie ein Album mit Texten der Dichterin Mascha Kaléko herausgebracht.
»Dota« ist zugleich der Name der Band, mit Dota Kehr am Mikrofon, Jan Rohrbach an der E-Gitarre, Janis Görlich am Schlagzeug, seit 2017 mit Patrick Reising am Keyboard und seit 2020 mit Alex Binder am Bass.

Hinweis: Notieren Sie sich schon jetzt die nächsten LOSGESAGT-Abende am 15.6., 21.7. sowie 23.9. und das LOSGESAGT Wochenende am 20. und 21. 11., an dem wir zugleich auch mit Ihnen auf unser 20. Literaturhausjubiläum anstoßen möchten.

Eine Kooperation von Literaturhaus Stuttgart und der Bundeszentrale für politische Bildung