Manfred Geier, Matthias Bormuth: Max Weber und die Liebe
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Denn nichts ist für den Menschen als Menschen etwas wert, was er nicht mit Leidenschaft tun kann.
Max Weber
Henning Ziebritzki musste absagen. Manfred Geier, Philosoph und Schriftsteller, übernimmt und eröffnet im Gespräch mit Matthias Bormuth die neue Reihe "Scheiben in entzauberten Zeiten".
Vor hundert Jahren starb Max Weber, der die Moderne als eine wissenschaftlich entzauberte Zeit beschrieb. Gleichwohl interessierte er sich selbst im Gespräch mit Wissenschaftlern, Philosophen, Künstlern und Bohemiens für moderne Wege der Erlösung. Sein Verständnis des Intellektuellen, geprägt von Georg Lukács´ Kierkegaard-Lektüren, ließ Weber Parallelen zwischen religiösen und erotischen Formen des ekstatischen Lebens wahrnehmen. Er war im Sinne Tolstois ein Suchender, der sich im soziologischen und persönlichen Schreiben Klarheit über die geistige Situation zu geben suchte.
Zum Auftakt der neuen Reihe spricht ihr Moderator, der Ideenhistoriker Matthias Bormuth, mit dem Philosophen und Schriftsteller Manfred Geier, der mit seinem jüngsten Buch „Die Liebe der Philosophen“ (Rowohlt 2020) von Sokrates bis Michel Foucault in elf Fallgeschichten einen Bogen über 2400 Jahre schlägt. Diese Vignetten zu Theorie und Praxis des erotischen Lebens bilden den Rahmen, in dem Max Webers größere Kasuistik zur Diskussion steht, wie sie Bormuth selbst in der biographischen Skizze „Wir modernen Menschen – Über Max Weber“ (Wallstein 2020) gerade vorlegte. Man kann bei den zwölf Diskursen im Sinne Ludwig Wittgensteins von „Familienähnlichkeiten“ sprechen, die bis in die entzauberte Moderne zeigen, welche Energien das Schreiben seit den Zeiten des Sokrates aus dem dämonischen Eros ziehen kann.
Eine Veranstaltungskooperation von Literaturhaus Stuttgart, Evangelisches Bildungszentrum und Internationales Zentrum für Kultur und Technikforschung