Valzhyna Mort, Uljana Wolf: Zwischen Sprachen
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"Ins Lot kommt in diesen Spracherkundungen nichts, nichts ist erstarrt, alles bleibt in Bewegung, in Gegenbewegung", so der Kritiker Michael Braun über die Lyrikerin und Übersetzerin Uljana Wolf, die im letzten Jahr den Adalbert-von-Chamisso Preis erhielt. Und diese Bewegung, den Unruhezustand des Poetischen in den Herkünften der Sprache teilt sie mit der belorussischen Autorin Valzyna Mort. 1981 in Minsk geboren lebt und arbeitet sie seit 2005 in den USA. Mort lernte erst als Jugendliche Weißrussisch, das bis 1990 keine Amtssprache war und vom Russischen verdrängt wurde. In der Folge machte sie die Sprache zu ihrer inzwischen weltweit beachteten Lyrik. Wolf wie Mort bewegen sich nicht nur in einer Sprache, beide übersetzen und unterrichten. Valzhyna Mort verfasst ihre Gedichte heute in Englisch oder Weissrussisch, Uljana Wolf wiederum übersetzt Mort aus dem Englischen ins Deutsche. Ihre Übersetzungen sind dabei keine Übertragungen oder Nachstellungen, sondern Metamorphosen und sprachliche Atmosphären, so Nico Bleutge in der NZZ. In ihrer eigenen Literatur begibt sich Uljana Wolf, derzeit Stipendiatin der Villa Massimo, ebenfalls in aufregende Sprachfelder zwischen Deutsch und Englisch. Und gegen identitäre Klischees und Zuschreibungen arbeiten beide mit Wortwitz und Klugheit; so spitzt Valzhyna Mort in der ZEIT zu: "Ich hätte lieber Syphilis als eine Identität".