Walter Hinderer: Friedrich Schiller als Mediziner
Veranstaltungsdaten
19.30 Uhr Besuch des Grabsteins von Conrad Christian von Klein, Schillers Medizin-Professor – Treffpunkt: Friedhofseingang Hegelsaal
20 Uhr: „Friedrich Schiller als Mediziner“, Vortrag von Walter Hinderer (Princeton University).
Das Medizinstudium an der Hohen Karlsschule hat im Werk Friedrich Schillers unverkennbare Spuren hinterlassen. Ob es sich um die psychologisch erstaunlich kundige Bestandsaufnahme des Krankheitsbildes des Eleven Joseph Frederic Grammont, um die vom Herzog angeforderten Berichte über seine Mitschüler oder die dichterische Anwendung der Affektenlehre in den „Räubern“ handelt, überall lassen sich Einflüsse der sogenannten »Philosophie der Ärzte« spüren, die der beliebte Lehrer Jacob Friedrich Abel so anregend vermittelt hat. Auch wenn er nach seiner Flucht aus Stuttgart zum Leidwesen des Vaters nicht mehr den Beruf ausübte, ist es erstaunlich, wie medizinisch detailliert Schiller noch den schlimmen Ausbruch seiner Krankheit am 22. Februar 1791 seinem Freund Körner beschrieb. Der Hofmeister Ludwig Friedrich Göritz wies nicht von ungefähr darauf hin, dass es schwierig war, Schillers Arzt zu sein. In der Selbstrezension seiner „Räuber“ machte er sich über den Verfasser dieses Dramas lustig, der als Arzt offenbar »starke Dosen in Emeticis eben so lieben müsse als in Aestheticis«, so dass er »ihm lieber zehen Pferde, als [seine] Frau zur Kur übergeben« möchte. Auf dem Hoppenlau-Friedhof hat Friedrich Pfäfflin jüngst das Grab von Conrad Christian von Klein, Schillers Medizin-Professor, identifiziert. Für den nüchtern denkenden Mediziner war die Dissertation des Eleven Schiller eine ermüdende Lektüre. In seinem Urteil kritisiert er den Verfasser ganz ungeschminkt: »Sein etwas zu stolzer Geist dem das Vorurteil für neue Theorien, und der gefährliche Hang zum besser wissen, allzuviel anklebet, wandelt in so dunkel-gelehrten Wildnissen, wohinein ich ihm zu folgen, mir nimmermer getraue!«