Lothar Müller: Die Feuerschrift. Giacomo Casanova und das Ende des alten Europa
Veranstaltungsdaten
Casanova weniger als Libertin, sondern als aufmerksamer Beobachter der neuen machtpolitischen Konstellationen in Europa um 1800, so beleuchtet Lothar Müller ihn in seinem druckfrischen Buch »Die Feuerschrift«. Casanova, von der Stuttgarter Oper vor kurzem neu auf die Bühne gebracht, verbrachte, so das landläufige Bild, sein Lebensende vereinsamt als Bibliothekar, weitab vom Geschehen im böhmischen Schloss Dux. Lothar Müller zeigt hingegen einen hochvernetzten und politischen Zeitgenossen, der alle Umbrüche in Europa verfolgt und kommentiert, von der russischen Annexion der Krim, vom Sturm auf die Bastille bis zum Untergang der Republik Venedig. Vor allem aber unternimmt Casanova selbst viele und lange Reisen, so die erstmals ausführlich beleuchtete Reise in die preußische Hauptstadt und von dort nach Russland und Polen. Lothar Müller ist Honorarprofessor an der Humboldt Universität zu Berlin. Bis 2020 war er Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Zum Ende der Buchvorstellung kommt er ins Gespräch mit Reinhold Jaretzky, Regisseur der anschließenden ARTE-Dokumentation.
Kurze Pause
20.30 Uhr: Giacomo Casanova – Mehr als ein Don Juan (Eintritt frei)
Der Film beleuchtet den Mythos Casanova und hinterfragt das klischeehafte Bild, das über Jahrhunderte aus seinen Memoiren entstand. Er konzentriert sich auf Themen und Zitate aus seinen Schriften, beginnend mit seiner Krankheit und dem Schreiben seiner Memoiren. Casanova wird nicht nur als Liebhaber, sondern auch als Diplomat und Beobachter seiner Zeit gezeigt.
(ARTE/MDR, 52 Min., von Reinhold Jaretzky, Sendetermin: 2.4.)
Mit Unterstützung durch die Staatsoper Stuttgart und ARTE

Rolf Walter
