Judith Hermann: Wir hätten uns alles gesagt
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Judith Hermann hat einen Ton gefunden, von dem man gar nicht ahnte, dass es ihn geben könnte.
Helmut Böttiger
Mit ihren Erzählungen »Sommerhaus, später« legte sie den Grundstein für ihre suggestive Literatur der Andeutung und Aussparung. Nach mehreren Romanen und Erzählungen erschien zuletzt ihr Roman »Daheim« – auch dieser wurde ein großer Erfolg. Nun liegen ihre Frankfurter Poetikvorlesungen vor. Auch diese sind getragen von einer Balance aus Andeutung, Unschärfe und Verschweigen. Judith Hermann erzählt von einer Kindheit in unkonventionellen Verhältnissen, von ihrem Psychoanalytiker, vom geteilten Berlin, der Familienbande und Wahlverwandtschaften mit glücklichen Sommern am Meer. Schrieb sie bislang kaum poetologische Texte und vermied es eher, sich über sich selbst und über ihre Literatur theoretisch zu äußern, so hat sich das mit der Veröffentlichung ihrer Vorlesungen »Wir hätten uns alles gesagt« geändert. Hier spricht Judith Hermann über ihr Schreiben und ihr Leben, über das, was Schreiben und Leben zusammenhält. Wie verlässlich ist unsere Erinnerung, wie nah sind unsere Träume an der Wirklichkeit? Im Buch klingt das so: »Ich kann davon erzählen, dass ich das Eigentliche nicht erzählen kann. Das Verschweigen des Eigentlichen zieht sich durch alle Texte und hat sich schon lange von der Familie ab- und nach außen gewandt.«