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4.10.2023

Ein Martin-Walser-Abend: Frank Hertweck, Jörg Magenau, Denis Scheck, Julia Schröder

Veranstaltungsdaten

Ein Roman, der die Falten unserer Gesichter aufblättern möchte, der erzählen möchte, dass wir zwischen Grausamkeit und Gleichgültigkeit, zwischen Lieben und Sehnsucht hin und her pendeln, ein solcher Roman kann schwer aufhören.

Martin Walser

Ein solches Pendeln war das gesamte Werk Martin Walsers, schrieb Thomas Steinfeld in seinem Nachruf auf den großen Chronisten der jungen Bundesrepublik. Romane, Essays, Lyrik und Theaterstücke – über viele Jahre hinweg veröffentlichte Martin Walser mindestens ein Buch pro Jahr; und er hat bis fast zuletzt an seinen Texten gearbeitet. Am 26. Juli 2023 ist er im Alter von 96 Jahren gestorben. »Wer mit Martin Walser auf einer Bühne saß, verließ sie selten ohne blaue Flecken. Mal am Körper, mal auf der Seele, nicht selten auf beiden« – erinnert sich Denis Scheck. Auch im Literaturhaus Stuttgart war Martin Walser mehr als 20 Mal zu Gast, über das er sagt: »Jedes Literaturhaus ist so gut wie sein Publikum. Beim Stuttgarter Publikum sind die Ohren nicht am Kopf angewachsen, sondern am Herz. Die Stuttgarter hören mit dem Herzen. Darum reagieren sie so herzlich und der Autor glaubt, es liege an ihm, er sei so gut. Man nennt das ›Die Stuttgarter Verführung‹.« Die Journalistin Julia Schröder, der Literaturkritiker Denis Scheck, der Walser-Biograph Jörg Magenau und der SWR Redakteur Frank Hertweck lesen aus Walsers Werk und sprechen über blaue Flecken, große Momente, die Liebe zur Sprache und die Kraft der Mehrdeutigkeiten: »Nichts ist ohne sein Gegenteil wahr.«

Kurze Pause

20.45 Uhr 
Mein Diesseits – Unterwegs mit Martin Walser
Ein Film von Frank Hertweck, SWR 92 Min.

2017 fahren Denis Scheck und Martin Walser zu dessen 90. Geburtstag durch die heimatliche Landschaft am Bodensee. Eine Lebensreise und ein umfassender Rückblick auf Werk und Biografie des Schrifstellers. Im alten Mercedes geht die Fahrt von Nußdorf nach Wasserburg, wo Martin Walser aufgewachsen ist. Die beiden besuchen Kümmertsweiler, wo Walsers Mutter herkommt, fahren die Schauplätze von seinen Bodensee-Romanen ab und natürlich geht’s auch auf den See – mit einem Fährschiff. Und dabei wird geredet, nachgedacht, geschwiegen, sich erinnert, geflachst, Musik gehört und ja, auch geweint. Kein sentimentaler Film, aber ein emotionaler, der einem die private Seite Martin Walsers wie kein anderes Porträt nahebringt.

Mit freundlicher Unterstützung des Rowohlt Verlags

Bilder von der Veranstaltung