Clemens J. Setz: Monde vor der Landung
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Stuttgart. Die Stadt war ihm nie geheuer gewesen, mitleidig sah er die hier entstandenen Menschen sich durch die Straßen bewegen, ihre langgezogenen, mutlosen, von Sonnenstrahlen durchschossenen Körper.
Clemens J. Setz, Monde vor der Landung
Zum 20. Geburtstag des Stuttgarter Literaturhauses verfasste Clemens J. Setz 2021 einen eigensinnigen, klugen Essay zu W. G. Sebald, der 2001 nicht nur das Literaturhaus eröffnete, sondern dessen Werk sich Setz eng verbunden fühlt. Mit »Monde vor der Landung« bringt er nun seinen neuen Roman mit, in dem er eine reale, bewegende wie verstörende Lebens- und Familiengeschichte erzählt. Dabei ist der Roman zugleich eine Untersuchung der zerstörerischen Wahnwelt eines Querdenkertums. Anfang der 1920er Jahre macht sich Peter Bender als Gründer einer neuen Religionsgemeinschaft und mit der Proklamation der sogenannten Hohlwelt-Theorie einen Namen: Die Menschheit, so die Theorie, lebe nicht auf, sondern in einer Kugel. Benders Gemeinde bleibt überschaubar, und als sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten herumspricht, dass seine Frau Jüdin ist, wenden sich auch seine engsten Gefolgsleute von ihm ab. 1942 wird die Familie verhaftet und deportiert, nur der Sohn überlebt. Clemens J. Setz, geboren 1982 in Graz, lebt als Übersetzer und freier Schriftsteller in Wien. 2011 wurde er für seinen Erzählband »Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes« mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Es folgten seine Romane »Indigo« und »Die Stunde zwischen Frau und Gitarre«. 2021 erhielt er den Georg-Büchner-Preis.