Han Kang: Deine kalten Hände
Veranstaltungsdaten
Was der Bildhauer dieser Skulptur letzten Endes hatte zeigen wollen, war wahrscheinlich nicht die zerfetzte Hülle, sondern ihr nachtdunkler Hohlraum.
Han Kang
Die südkoreanische Autorin Han Kang hat mit „Deine kalten Hände“ einen selbstreflexiven Kunst- und Künstlerroman geschrieben und zwar fünf Jahre vor ihrem internationalen Bestseller „Die Vegetarierin“. Und auch hier zeigt sich schon das Lebensthema, das auch Kangs spätere Erfolgsromane prägt: Widerstand durch Lebensverweigerung. Eines Tages verschwindet der Bildhauer Jang Unhyong beinahe spurlos. Er hinterlässt seine faszinierenden Gipsabdrücke von Händen und Körpern, mit denen Han Kang auf eine zeichenhafte Weise die Spannung zwischen Hülle und Hohlraum, Oberfläche und Lebensleere befragt. „Vermutlich sind manche Schreibende nie wieder so skrupulös wie am Anfang ihrer künstlerischen Laufbahn“, schreibt die Literaturkritikerin Insa Wilke über Han Kangs frühen Roman „Deine kalten Hände“. „Insofern“, so Wilke, „ist dies ein Roman, der heranführt an die Auseinandersetzung einer jungen Schriftstellerin mit ihrem Stoff und seinen Formfragen, die immer auch Lebensfragen sind: Lässt es sich überhaupt leben, mit der Vergangenheit auf den Schultern?“