María Cecilia Barbetta: Nachtleuchten
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"Vorn klafft der Abgrund, hinten lauern die Wölfe": Die in Argentinien geborene und seit den neunziger Jahren in Berlin lebende, deutsch schreibende María Cecilia Barbetta kehrt mit "Nachtleuchten" in die eigene argentinische Kindheit in das Einwandererviertel Ballester nach Buenos Aires zurück und erzählt von der gespenstischen Atmosphäre am Vorabend eines politischen Umsturzes. Im Viertel kämpfen sie jeder auf seine Art für den Aufbruch, die Revolution und eine bessere Zukunft – Teresa und ihre Klassenkameradinnen in der katholischen Mädchenschule ebenso wie Celio, der Friseur in der »Ewigen Schönheit«, oder die Mechaniker der Autowerkstatt »Autopia«. Doch noch kann sich keiner vorstellen, was schon bald geschehen wird: die Errichtung einer Militärdiktatur mit ihren Tausenden von Gefolterten, Toten und „Verschwundenen“. Durch die Projektionsfläche von Barbettas Schilderungen scheint ein handwerklich ambitioniertes Gerüst aus Zahlenmystik, Anspielungen und Referenzen auf. Eine davon ist der argentinische Comicautor Héctor Oesterheld, dem das Literaturhaus Stuttgart vor zwei Jahren eine große Wanderausstellung widmete. Aber anders als Oesterhelds Zyklus „Eternauta“ ist „Nachtleuchten“ keine seismografisch-prophetische Vision des Kommenden, so Julia Schröder in der StZ. María Cecilia Barbetta unternehme vielmehr den Versuch, den versteinerten Schrecken zu durchbrechen, um das Davor wieder zum Leben zu erwecken. »Nachtleuchten« ist der zweite Roman der 1972 in Buenos Aires geborenen Autorin; er wurde bereits mit dem Alfred-Döblin-Preis geehrt und stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2018.