Heinrich Detering: I’m a poet, and I know it, hope I don't blow it
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„I’m a poet“ sang Bob Dylan schon 1964. Mit dem Literaturnobelpreis hat die Welt den längst als Singer-Songwriter-Legende etablierten Künstler 2016 nun mit der renommiertesten aller literarischen Auszeichnung als Dichter geadelt. Das Herz von Dylans literarischem Œuvre bilden seine Lyrics, die als Texte zu seinen Songs einen ungeheuer produktiven poetischen Kosmos entfalten. Weniger bekannt ist, dass ihm die Lyrik in frühen Jahren eine Ideenwerkstatt war: Sie gab ihm die Möglichkeit zu Selbstkommentaren, verband die Poesie seiner Songs mit den literarischen Traditionen Rimbauds, Brechts, der Beat Poets. Seinen Schallplatten gab er Gedichtzyklen und lyrische Prosa bei, er publizierte in Zeitschriften der Folk- und der Beat-Szene, im Konzert rezitierte er das Poem „Last Thoughts On Woody Guthrie“. Der Dylan-Kenner Heinrich Detering übersetzt diese Poesie der Anfänge für eine zweisprachige Ausgabe, die 2017 unter dem Titel „Planetenwellen“ (Hoffmann und Campe) erscheinen wird. Bereits Ende 2016 gab er Dylans experimentellen Prosaband „Tarantula“ in einer revidierten Übersetzung heraus. Er wird aus diesen Texten lesen und zeigen, wie dem jungen Künstler der Spagat zwischen einer literarischen und einer musikalischen Tradition gelingt – und wie er schließlich, dank des Formgerüsts von Blues und Folk, seine bis heute unverwechselbare Stimme findet. Heinrich Detering lehrt Neuere deutsche und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Göttingen und ist seit 2011 Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Der Literaturwissenschaftler, Herausgeber, Übersetzer und Lyriker schrieb unter anderem die Werkgeschichte „Bob Dylan“ (Reclam, 2009) und die Studie „Die Stimmen aus der Unterwelt. Bob Dylans Mysterienspiele“ (C.H. Beck, 2015) und gab eine kommentierte Auswahl aus Dylans „Lyrics“ heraus (Reclam, 2008).