Jürgen Ritte, Rainer Moritz: Marcel Proust. Briefe 1879-1922
Veranstaltungsdaten
»Sie werden sehen, Céleste, kaum dass ich tot bin, werden alle meine Briefe veröffentlichen. Ich habe einen Fehler gemacht, ich habe zu viel geschrieben, viel zu viel.« Marcel Proust
Und in der Tat: Proust war kaum beerdigt, da setzte der Handel mit seinen Briefen ein, denn er war ein äußerst produktiver Briefschreiber. So klagte er im Januar 1920 »Ich bin äußerst krank, bin mit 800 Briefen im Verzug«, kurz nachdem er den Prix Goncourt erhalten hat. In seinen Korrespondenzen erleben wir Marcel Proust von den verschiedensten Seiten: als Schriftsteller, der mit seinem Verleger bis buchstäblich zum letzten Atemzug um jede Zeile seines Werkes kämpft. Als mutigen Literaten, der im Skandalprozess um den jüdischen Hauptmann Dreyfus früh das Wort ergreift und sich für den zu Unrecht Verurteilten einsetzt. Als Muttersohn und als Werbenden in homoerotischen Freundschaften. Immer wieder brilliert Proust auch als witziger Erzähler mit Blick fürs skurrile Detail. Diese erste umfassende deutsche Briefausgabe mit ihren annähernd 600 Briefen dokumentiert aus Prousts unzensiert-privater Sicht seine Entwicklung von den frühen literarischen Fingerübungen bis hin zur Vollendung der Recherche und erschließt damit das faszinierende Panorama einer ganzen Epoche. Jürgen Ritte, Herausgeber und Übersetzer der zweibändigen Briefausgabe (zusammen mit Bernd Schwibs und Achim Russer), ist Professor für Literaturwissenschaft an der Université de la Sorbonne Nouvelle in Paris. Über die deutsche Briefausgabe spricht er mit Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg und Autor von „Mit Proust durch Paris. Literarische Spaziergänge“ (Reclam 2015).
In Zusammenarbeit mit dem Institut français.