Thomas Meinecke, Angela Steidele: Liebesschwindelerregt
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Thomas Meinecke und Angela Steidele loten jeweils auf ihre eigene Weise Selbstinszenierungen im Feld der Liebe aus. Meineckes neuer Roman "Selbst" ist angesiedelt in der Gegenwart: Die Mode-Redakteurin und Kunsthistorikerin Eva produziert zusammen mit Genoveva, einer autodidaktischen Sexualwissenschaftlerin, und Venus, einem androgynen Model, Modestrecken in der Baustelle der Europäischen Zentralbank Frankfurt. Alle drei suchen nach Zärtlichkeit jenseits einer von Sigmund Freud, Michel Foucault oder Judith Butler als Gefängnis geschilderten Sexualität. Liebesirrungen und -wirrungen indes faszinieren auch Angela Steidele, die in ihrem jüngst mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichneten historischen Briefroman in die Zeit des Märchenkönigs Ludwig II. reist, um die Geschichte einer besonderen Liebe zu erzählen: Rosenstengel zog als Prophet umher, kämpfte als Musketier im Spanischen Erbfolgekrieg und heiratete mit kirchlichem Segen, um schließlich der Maskerade überführt zu werden. Denn Rosenstengel war in Wahrheit eine Frau mit Namen Catharina Linck. Nachdem man auch noch eine »lederne Wurst« in ihrer Hose entdeckte, mit der sie die Ehe vollzogen hatte, führte man sie 1721 dem Henker vor. Wie inszeniert sich die Liebe und wie lässt sie sich darstellen? Wo verläuft die Grenze zwischen Täuschung und Wahrheit, Leben und Kunst?