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2.12.2014

Thomas Hettche: Pfaueninsel

Veranstaltungsdaten

Orte und Landschaften sind in Thomas Hettches Werk weit mehr als Kulisse: Im neuen Roman "Pfaueninsel", auf der Shortlist nominiert für den deutschen Buchpreis 2014, ist die Landschaft ein künstliches Paradies in der Havel. Über seine Blüte, Reife und den Verfall dieses besonderen Inselkosmos erzählt das kleinwüchsige Schlossfräulein Marie, in deren Lebenslauf sich die Geschichte eines ganzen Jahrhunderts verdichtet. Ein modernes Märchen und doch keines: Der Text beginnt mit einer Königin, die einen Zwerg trifft und sich fürchterlich erschreckt. Der kleinwüchsige Christian und seine Schwester Marie leben fortan weiter mit ihrem entsetzten Ausruf: »Monster!«. Am Beispiel von Marie, die zwischen den Befreiungskriegen und der Restauration aufwächst und der königlichen Familie bei deren Besuchen zur Hand geht, erzählt Thomas Hettche von der Würde und Empfindsamkeit des Menschen und dem Wesen der Zeit. Dabei geht es auch um die Gestaltung dieses preußischen Arkadiens durch den Gartenkünstler Lenné, der als unheilvoller Vorbote der Technisierung und Ausmerzung des 20. Jahrhunderts auftritt, so der Literaturkritiker Helmut Böttiger in Deutschlandradio Kultur. Und es um das, was die Insel bevölkerte: exotische Tiere, Menagerien, ein Palmenhaus und üppige Gärten. All dies brach aus der Norm und stand symbolisch für die Zurichtung der Natur durch Maschinen, der Kunst durch Vermessung und der Menschen durch die Wissenschaft. Darunter aber legt Hettche die Liebe – in all ihren Erscheinungsformen. Thomas Hettches Romandebüt "Ludwig muß sterben" wurde 1989 als Geniestreich gefeiert. Danach erschien unter anderem "Der Fall Arbogast" (2001), der in zwölf Sprachen übersetzt worden ist. Zuletzt veröffentlichte Hettche den hochgelobten Roman "Die Liebe der Väter" (2010) und den autobiographischen Essayband "Totenberg" (2012). Jüngst hat er für sein Buch "Pfaueninsel" den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis erhalten.

Bilder von der Veranstaltung

Copyright Fotos: Kristina Popov