Rainer Moritz: Hermann Lenz – zum 100. Geburtstag
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Vor genau einhundert Jahren, am 26. Februar 1913, wurde Hermann Lenz in Stuttgart geboren. Die ersten elf Lebensjahre verbrachte er in Künzelsau. 1924 zog die Familie nach Stuttgart, wo Lenz bis 1975, ehe er und seine Frau Hanne nach München zogen, wohnte und schrieb. Sein zu vielen Strömungen der Nachkriegsliteratur quer stehendes Werk, das 1936 mit Gedichten einsetzte, brauchte – nicht nur in seiner Geburtsstadt – lange, um breite Anerkennung zu finden. Vor allem Peter Handke war es zu verdanken, dass Lenz nicht mehr herablassend als »Stiller im Land« tituliert wurde. Seit 1975 erschienen seine Bücher bei Suhrkamp/Insel, darunter die neunbändige, fast das ganze 20. Jahrhundert umfassende autobiografische Romanfolge um Lenz’ Alter Ego Eugen Rapp. Sein Werk wurde mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet, darunter der Georg-Büchner-, Wilhelm-Raabe- und Gottfried-Keller-Preis. Schon zu Lebzeiten – Lenz starb 1998 – galt er vielen als Vaterfigur der Gegenwartsliteratur. Seine stilistisch durchgearbeitete Prosa bildet Empfindungsspektren aufs Nuancierteste ab, arbeitet an Schnitzler oder Proust geschulte moderne perspektivische Erzählformen ein und lässt sich zugleich als »poetischer Geschichtsunterricht« (Handke) verstehen. Und inzwischen findet Lenz auch bei nachgeborenen Kollegen große Zustimmung, bei Norbert Hummelt zum Beispiel oder Anna Katharina Hahn, in deren Romanen Lenz eine feste Größe ist und als »wahrer Schöpfer des Taugenichts und legitimer Erbe des Leistungsverweigerers Mörike« gepriesen wird. Rainer Moritz stellt Leben und Werk vor, Sebastian Kowski liest ausgewählte Passagen.