Jaroslav Rudiš, Jaromír 99, Priessnitz: Alois Nebel - Leben nach Fahrplan
Veranstaltungsdaten
Ausstellung vom 7. März – 25. Mai 2012
Ende der achtziger Jahre, der einsame Fahrdienstleiter Alois Nebel arbeitet an einem kleinen Bahnhof in Bílý Potok, einem abgelegenen Ort an der tschechoslowakisch-polnischen Grenze, dem früheren Sudetenland. Die Eisenbahn ist sein Schicksal, wie schon für seinen Großvater und Vater. Nebel ist ein Einzelgänger, der das Sammeln alter Fahrpläne der Gesellschaft von Menschen vorzieht. Doch manchmal legt sich der Nebel über seine Bahnstation. Dann sieht er Züge mit Geistern und Schatten aus der dunklen Vergangenheit Mitteleuropas: dem Zweiten Weltkrieg, der Vertreibung der Deutschen, der sowjetischen Besatzung. "Alois Nebel" ist eine tschechische "graphic novel" in drei Teilen (2003-2005), ein raues, holzschnittartiges, schwarzweißes Gemeinschaftswerk des Schriftstellers Jaroslav Rudiš und des Zeichners und Musikers Jaromír 99, das im Verlag Voland & Quist nun auch auf Deutsch erscheint. Die Verfilmung von Tomáš Luňák feierte 2011 auf der Biennale in Venedig Premiere und kommt demnächst in die deutschen Kinos. Das Literaturhaus hat in Zusammenarbeit mit den beiden Autoren die Ausstellung "Alois Nebel – Leben nach Fahrplan" entwickelt, die ins verlassene Altvatergebirge und die Geschichte von Mitteleuropa führt. Zur Eröffnung spielt Priessnitz, eine der bekanntesten tschechischen Rockbands. Gegründet wurde sie 1989 in Jeseník von Jaromír 99 und dem Gitarristen Petr Kružík. Der Name Priessnitz bezieht sich auf den Erfinder der Wasserkur Vincenz Priessnitz, der in Jeseník im 19. Jahrhundert einen Kurort gegründet hat. Das erste Album "Freiwaldau" – der ehemalige Name von Jeseník – erschien 1992 und wurde genauso Kult wie das Folgealbum "Nebel".
Gefördert von der Robert Bosch Stiftung