Frei Otto, Dirk Kühnau, Matthias Hahn: Weißenhof am Ende?
Veranstaltungsdaten
Kürzlich teilte die Bundesvermögensverwaltung 16 Mietern von Einzelhäusern der Weißenhofsiedlung seine Absicht mit, die Häuser zu veräußern. Das Architekturforum, das zu dieser Veranstaltung eingeladen hat, zeigte sich schockiert von der Nachricht, daß das Bundesvermögensamt daran denkt, die im Besitze des Bundes befindlichen Häuser der weltberühmten Weißenhofsiedlung, die unter Denkmalschutz stehen, zu verkaufen. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie die Weißenhofsiedlung in wenigen Jahren aussehen könnte, denn Privateigentümer haben einen schwachen Stand z.B. gegenüber Änderungswünschen und der Denkmalpflege.
Mit Ministerialdirektor Kühnau saß ein kompententer und souveräner Gespächspartner des Ministeriums auf dem Podium. Durch seine Mitteilung, daß er / der Bund bereit sei, mit der Stadt in konkrete und /ernsthafte Verhandlungen über die Weißenhofsiedlung einzutreten- auf der Grundlage, sie in einer, der öffentlichen Hand zu belassen, sie nicht als "Handelsgut" zu betrachten, und eine Lösung anzustreben, die ihrem geistig-gedanklichen, ihrem historischen Wert entspreche, wurde die Basis für ein konstruktives und weiterführendes Gespräch gelegt.
Die Stadt Stuttgart hat mit der Weißenhofsiedlung einen einmaligen städtebaulichen und architektonischen Schatz in ihren Mauern. Sie ist ein Ort, ein Zeichen des damaligen (1927) Wollens, der sozialen, kulturellen, zutiefst gesellschaftlichen Anliegen der Weimarer Republik, der Aufbruchstimmung der 20er Jahre. Sie ist nicht nur ein Meilenstein in der Entwicklung der modernen Architektur, sie ist auch ein Meilenstein auf der Suche "... das Problem der neuen Wohnung als Teil des Kampfes um neue lebensformen..." (Mies von der Rohe) zu lösen.
Die Weißenhofsiedlung wurde im Krieg teilweise zerstört. Leider wurde sie 1950 nicht sachgemäß, z.T. verhängnisvoll "wiederaufgebaut". Seit den 70er Jahre laufen die Bemühungen des "Vereins der Freunde der Weißenhofsiedlung", sie wieder in einen qualifizierten, ihrer Bedeutung entsprechenden Zustand zu bringen. Das ist mit teilweise gelungen. Nun gibt es die Hoffnung, daß auf der Basis des Gesprächs und der folgenden Verhandlungen diese Ziele erreicht werden. Damit bestünde die Chance, daß die Siedlung als Weltkulturerbe anerkannt wird, und so würde sie in noch stärkerem Maße zur Identität der Stadt beitragen.
In Zusammenarbeit mit dem Architekturforum Baden Württemberg
Eintritt frei