Ilija Trojanow: Mit Sicherheit in den Untergang!
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Ilija Trojanow, der im Literaturhaus zuletzt seinen Roman Der Weltensammler sowie das Reisebuch Nomade auf vier Kontinenten präsentiert hatte, ist Gast der Essayreihe Betrifft:. In seinem Originalbeitrag beschäftigt er sich mit dem Thema Sicherheit: "Angst essen Seele auf - so hieß ein Film, in dem wahre Ängste spürbar wurden: Einsamkeit, Sinnverlust, Altern, Sprachlosigkeit. Heute ist viel von Angst die Rede, und wer differenziert argumentiert, wer das verengte Dazwischen im Spannungsfeld der Gegensätze verteidigt, wird beschuldigt, die 'Ängste der Menschen nicht ernst' zu nehmen. Um diese Ängste zu beschwichtigen, wird allenthalben Sicherheit eingefordert, selbst in der Kultur. Es gibt aber kein 'Grundrecht auf Sicherheit' - im Gegenteil, vieles von dem, was kulturell dynamisch ist, was unser Dasein lebenswert macht, erwächst aus Zuständen der Unsicherheit. Ein kritische Menge an Fatalismus ist notwendig, um sich gegen totalitäre Ansprüche zu wappnen. Stattdessen wird momentan mit allen Instrumenten des Entrechtsstaates die Entwicklung von konkreter Gefahr zu abstrakter Gefahr vorangetrieben, mit unvorsehbaren Folgen für die Durchleuchtung und Kontrolle über jeden Bürger. Denn wenn wir eines aus der Geschichte wissen, dann dieses: der Präventivstaat ist ein Nimmersatt. Und die warnenden Stimmen der Vernunft sind erschreckend leise. Angst frisst nicht nur die Seele auf, sondern auch den Verstand." (I.T.) Die langjährige Reihe Betrifft: bietet Schriftstellern ein Forum, sich Fragen zu widmen, die sie im Moment persönlich betreffen. Der Originalbeitrag wird in der Stuttgarter Zeitung abgedruckt und noch am selben Abend an alle Besucher verteilt.
In Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Zeitung
Mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung
Eintritt: EUR 8,-/ 6,-/4,-