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17.4.2012

Udo Di Fabio: Glück als Maxime der Gerechtigkeit

Veranstaltungsdaten

Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung macht mit ihrem berühmten zweiten Satz klar, worum es einer freiheitlichen Verfassung geht: Um ein Leben in Freiheit, damit jeder nach seinem Glück streben kann. Friedrich II. hat in jener Epoche gesagt, dass »jeder nach seiner Façon selig« werden soll und damit im System des aufgeklärten Absolutismus ebenfalls einen toleranten Glücks-Individualismus formuliert. Heute ist der westliche Kulturraum in ausgeprägter Weise individualisiert, die Menschen haben aber im Zuge der Ökonomisierung der Gesellschaft bis in die persönliche Lebensplanung hinein ideelle Orientierungen des persönlichen Glücks weitgehend verloren. In die verdünnte Luft persönlicher Glückserfahrung stößt der postmoderne Staat in einer präzeptoral anmutenden Weise hinein: Seine öffentlichen Protagonisten erklären uns gesellschaftliche Leitbilder der beruflichen Verwirklichung und des Wirtschaftswachstums, der persönlichen Befreiung aus Bindungen oder der ökologischen Nachhaltigkeit als kollektive Glücksversprechen. Letztlich bezieht jede Gesellschaft ihre Gerechtigkeitsvorstellungen aus den Leitbildern des glücklichen Lebens: Dafür verlangt sie Opfer, prämiiert richtiges und straft abweichendes Verhalten. Im Rahmen der vom Wirtschaftsclub konzipierten Vortragsreihe "Was ist das Geheimnis des Glücks?" fragt Prof. Dr. Dr. Udo Di Fabio (Richter am Bundesverfassungsgericht, Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät, Universität Bonn) nach offenen und versteckten Glücksvorstellungen einer öffentlichen Moral und schaut kritisch auf einen westlichen Lebensstil, für dessen Erhaltung man am besten streitet, wenn man ihm einige kritische Fragen stellt.

In Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsclub im Literaturhaus Stuttgart

Bilder von der Veranstaltung

Copyright Fotos: Heiner Wittmann