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2.5.2016

Dževad Karahasan, Ilma Rakusa: Der Trost des Nachthimmels

Veranstaltungsdaten

»Mit der Geschichte will man immer etwas«, schrieb Alfred Döblin über das Verfassen historischer Romane. Die Zweideutigkeit des Begriffs Geschichte ist beabsichtigt. Auch Dževad Karahasan, der bedeutendste bosnische Schriftsteller der Gegenwart, will etwas, wenn er den persischen Dichter, Mathematiker und Astronomen Omar Chayyam zur Hauptfigur seines neuen Werkes macht und uns in den Vorderen Orient des 11./12. Jahrhunderts entführt. In Isfahan, der Hauptstadt des Seldschuken-Reiches, stirbt unerwartet ein hochangesehener Mann. An den Ermittlungen nimmt auch der Hofastronom Omar Chayyam teil, und er kommt zu dem Schluss, dass der Mann vergiftet wurde. Was ist nun mit dieser Wahrheit anzufangen? Kurz darauf verdüstert sich der Horizont, und Hofintrigen und soziale Spannungen bedrohen das Reich von innen, während ihm Kreuzritter und Mongolen von außen gefährlich werden. Als der berühmte Mathematiker und Dichter Jahrzehnte später Rechenschaft über sein Leben ablegt, ist das Reich zerfallen. Dževad Karahasan, 1953 in Duvno, im ehemaligen Jugoslawien, geboren, lebt in Graz und Sarajevo und ist Erzähler, Dramatiker und Essayist. Die Belagerung Sarajevos war Thema seines in zehn Sprachen übersetzten Tagebuchs der Aussiedlung (1993) und seiner beiden Romane Schahrijârs Ring (1997) und Sara und Serafina (2000). Für den Essayband Das Buch der Gärten wurde er 2004 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet. Mit ihm im Gespräch ist die Schriftstellerin, Kritikerin und Übersetzerin Ilma Rakusa; sie überträgt Literatur aus dem Russischen (Marina Zwetajewa), Serbokroatischen, Französischen (Marguerite Duras) und Ungarischen (Imre Kertész, Peter Nádas). Zuletzt erschien von ihr der Erzählband "Einsamkeit mit rollendem 'r'".

Gefördert durch die Robert Bosch Stiftung

Bilder von der Veranstaltung

Copyright Fotos: Wenzel