Radio Nacht

Lesung, Gespräch, Musik

Juri Andruchowytsch

Literaturhaus Köln
24.10.2022 / 19:30 Uhr

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Ich zeige zuerst die Tasche und in dieser Tasche befindet sich das Souvenir. Die Tasche ist auch schon interessant, darauf sind die hebräischen Buchstaben. Diese Taschen gehören dem Verlag Austeria aus Kraków. Der Verlag beschäftigt sich mit der alten galizischen Kultur.
Juri Andruchowytsch
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Mein Souvenir ist diese CD von mir und der Band »Karbido« aus der polnischen Stadt Wrocław mit dem Titel »Lithografien«, sieben Gedichte, die hier als Songs vorgestellt werden. Alle Gedichte kommen eigentlich aus dem alten Galizien, aus meiner Heimatstadt Iwano-Frankiwsk, in der ich auch heute wohne. Der Gedichtzyklus hat den vollen Titel »Die Lithografien aus dem alten Stanislau«. Das alles ist auf Ukrainisch, aber unser Bassist Marek Otwinowski, der nicht nur Musiker ist, sondern auch eine literarische Begabung hat, hat diese sieben Gedichte ins Polnische übersetzt. Als ein zusätzliches Souvenir zu dieser CD gibt es sieben Karten. Auf jeder Karte ist ein Text, ein Gedicht, nur auf Polnisch. Ein Souvenir also, das in sich Literatur und Musik verbindet, und das ist es, was auch mein Roman »Radio Nacht« tut. Es ist besser, die Songs in der Nacht zu hören als am Tag, als Nacht-Radio. Manchmal sind die Lieder laut, aber es soll ein Radio sein für die, die sowieso nie schlafen können.
Juri Andruchowytsch

Juri Andruchowytschs Radio Nacht (Suhrkamp), in der Ukraine 2020 erschienen, ist nicht nur ein sprachliches Feuerwerk, sondern ein Gegenwartsroman von eminenter Aktualität.
Der Pianist Josip Rotsky muss in der Emigration in der Schweiz für den Diktator seines Landes spielen – und wird zum Attentäter. Juri Andruchowytsch liest aus der Übersetzung von Sabine Stöhr und spricht mit Uli Hufen über eine Zeit, in der die Hoffnungen auf radikale Veränderungen begraben werden. Wie auch über wichtige Erinnerungen im Rahmen der Reihe »Souvenir«. Mariana Sadovska begleitet den Abend musikalisch.

»Ich habe immer davon geträumt, einen Roman zu schreiben, der klingt«, so Juri Andruchowytsch, Sänger und Vollblutmusiker, über seinen Roman »Radio Nacht«.
Sein Protagonist, der Rockmusiker Josip Rotsky, unterstützt als »Barrikadenpianist« die Revolution in seinem Heimatland. Ins Exil gezwungen, verdient er seinen Lebensunterhalt als Salonmusiker und tritt in einem Schweizer Hotel vor dem Diktator seines Landes auf. Er wirft ein Ei nach ihm und tötet ihn versehentlich. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zieht sich Rotsky in die Karpaten zurück, wo er bald von Geheimdienstagenten verfolgt wird. Seine Flucht führt ihn bis nach Griechenland, treue Begleiter sind ihm dabei sein Rabe Edgar und seine Geliebte Animé. Schließlich landet er auf einer Gefängnisinsel auf dem Nullmeridian, wo er seine eigene Radiosendung moderiert: »Radio Night« – sein eigenes Label, mit dem er Musik, Poesie und gute Geschichten in eine sich verdunkelnde Welt sendet.
Nach fast zwanzig Jahren legt Juri Andruchowytsch mit »Radio Nacht« seinen fünften Roman vor. Revolutionssaga, biografische Burleske und Agententhriller, das alles vor dem Hintergrund von Klimakrise, Pandemie und der unmittelbaren Bedrohung durch Russland. Der von der Musik inspirierte Autor zieht in seinem »akustischen Roman« alle künstlerischen Register, um den Ängsten und der realen Bedrohung die Souveränität der Fantasie entgegenzusetzen.

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Veranstalter: Literaturhaus Köln

Copyright Foto Souvenir: Ekaterina Zershchikova