Radio Nacht
Lesung, Gespräch, Musik
Juri Andruchowytsch
Literaturhaus Köln
24.10.2022 /
19:30 Uhr
Juri Andruchowytschs Radio Nacht (Suhrkamp), in der Ukraine 2020 erschienen, ist nicht nur ein sprachliches Feuerwerk, sondern ein Gegenwartsroman von eminenter Aktualität.
Der Pianist Josip Rotsky muss in der Emigration in der Schweiz für den Diktator seines Landes spielen – und wird zum Attentäter. Juri Andruchowytsch liest aus der Übersetzung von Sabine Stöhr und spricht mit Uli Hufen über eine Zeit, in der die Hoffnungen auf radikale Veränderungen begraben werden. Wie auch über wichtige Erinnerungen im Rahmen der Reihe »Souvenir«. Mariana Sadovska begleitet den Abend musikalisch.
»Ich habe immer davon geträumt, einen Roman zu schreiben, der klingt«, so Juri Andruchowytsch, Sänger und Vollblutmusiker, über seinen Roman »Radio Nacht«.
Sein Protagonist, der Rockmusiker Josip Rotsky, unterstützt als »Barrikadenpianist« die Revolution in seinem Heimatland. Ins Exil gezwungen, verdient er seinen Lebensunterhalt als Salonmusiker und tritt in einem Schweizer Hotel vor dem Diktator seines Landes auf. Er wirft ein Ei nach ihm und tötet ihn versehentlich. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis zieht sich Rotsky in die Karpaten zurück, wo er bald von Geheimdienstagenten verfolgt wird. Seine Flucht führt ihn bis nach Griechenland, treue Begleiter sind ihm dabei sein Rabe Edgar und seine Geliebte Animé. Schließlich landet er auf einer Gefängnisinsel auf dem Nullmeridian, wo er seine eigene Radiosendung moderiert: »Radio Night« – sein eigenes Label, mit dem er Musik, Poesie und gute Geschichten in eine sich verdunkelnde Welt sendet.
Nach fast zwanzig Jahren legt Juri Andruchowytsch mit »Radio Nacht« seinen fünften Roman vor. Revolutionssaga, biografische Burleske und Agententhriller, das alles vor dem Hintergrund von Klimakrise, Pandemie und der unmittelbaren Bedrohung durch Russland. Der von der Musik inspirierte Autor zieht in seinem »akustischen Roman« alle künstlerischen Register, um den Ängsten und der realen Bedrohung die Souveränität der Fantasie entgegenzusetzen.