Am Nullpunkt

Lesung und Gespräch

Artem Tschech, Iryna Tsilyk

Literarisches Zentrum Göttingen
19.11.2022 / 20:00 Uhr

dekorativ
Artem: »Da ich seit neun Monaten beim Militär bin und kaum mehr zivile Kleidung trage, drum kam ich mit meiner Armeejacke nach Deutschland. Das Abzeichen darauf, die Flagge, trage ich seit meinem ersten Einsatz und dieses Andenken haben wir Euch mitgebracht.« Iryna: »In den Jahren des russischen Krieges ist die ukrainische Flagge mehr geworden als eine Flagge, sie ist längst ein Symbol . Sie wissen, in diesen Tagen wurde Cherson befreit und die Menschen dort hatten die Flagge versteckt, sie hatten die Flagge in Einmachgläsern eingegraben. Das beeindruckt mich. Die Flagge ist auch zu einem Erkennungszeichen geworden, an dem wir die Unsrigen unter Fremden erkennen. Und wenn wir jetzt durch Mittel- und Westeuropa reisen und die ukrainische Flagge auf den Straßen sehen, ist das für uns ein Zeichen, hier ist jemand, der zu uns gehört, der uns unterstützt. Und deshalb ist unser Souvenir die kleine Flagge der Ukraine, aber so klein ist sie gar nicht, sie ist ein Zeichen für die Brücken, die wir bauen.«
Artem Tschech und Iryna Tsilyk

Das Kiewer Paar Iryna Tsilyk, Regisseurin und Autorin, und der Autor Artem Tschech gehört zu den wichtigsten ukrainischen Kulturschaffenden. Tschechs Roman Nullpunkt (Arcor 2022) stand kürzlich auf der »Hotlist« der unabhängigen Verlage. Tschech war völlig unvertraut mit dem Krieg, bis ihn 2015 seine Einberufung in die Ostukraine erreichte. Sein kritischer, unheroischer Bericht schildert die Verwandlung eines friedlichen Zivilisten der Generation Facebook und Netflix in einen Soldaten.
Im ukrainisch-deutschen Gespräch mit dem Verleger Christoph Haacker und dem Übersetzer Alexander Kratochvil schildern Tsilyk und Tschech, wie diese Parallelwelt namens Krieg das Leben und das künstlerische Arbeiten radikal verändert. Aus der deutschen Übersetzung des Texts liest ebenfalls Christoph Haacker.

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Veranstalter: Literarisches Zentrum Göttingen

Copyright Foto Souvenir: Ekaterina Zershchikova