Lexikon der Schönheit

Schönheit: Für die Lyrikerin, Übersetzerin und Essayistin Ilma Rakusa ist sie ein genuines Bedürfnis, sie liegt in Begegnungen, in einer Berührung, einem Blickwechsel, gibt Halt, behütet oder schont. Das Verlangen nach Schönheit kann in Zeiten der Verunsicherung widerständig und aktivierend sein. Roger Willemsen z.B. deutet Schönheit als Aufbruch, wenn er über seine Reisen durch Afghanistan schreibt. In einem Land, in dem Kriege, Besatzer und religiöse Autoritäten oft lange die Kunst regierten, wird die Schönheit auf diese Weise auch zu einer politischen Kategorie. In japanischen Ästhetikkonzepten, so erneut Ilma Rakusa, gilt dabei nicht das als schön, was regelmäßig, symmetrisch und vollkommen ist, sondern was abweicht und unvollkommen ist.

Halt, Schutz, Abweichung und Aufbruch: Wir laden Sie ein, in Zeiten des Stillstands, der existenziellen Verunsicherung und Sorge, in denen Begegnungen reduziert und Berührungen potenziell gefährlich sein können, den Blick zu wechseln und diesem genuinen Bedürfnis nach Schönheit neuen Raum zu geben: Im Format eines partizipativen online-Projekts haben wir schöne Wörter gesucht, ergänzt um jeweils persönliche Sätze zur jeweiligen Schönheits-Bedeutung des Wortes. Uns erreichten weit über 150 Beiträge, zu Beginn nur aus Stuttgart, aber alsbald aus dem ganzen Land – wir danken für alle Einsendungen!

Im Juni haben wir sodann unter der Leitung der Lyrikerin Kerstin Preiwuß ein Webinar zum „Lexikon der Schönheit“ durchgeführt, um mit ausgewählten Wortschenker*innen in einen vertiefteren Dialog zu treten.

Waren die Beiträge bislang ausschließlich im digitalen Raum verankert, so möchten wir sie im Herbst im realen Raum gleich dreifach „materialisieren“: zum Spielzeitauftakt eine A-Z OpenAir-Lesung am 11.09.20 vor dem Literaturhaus, QR-Codes besiedeln als Wanderlexikon zum Anhören die Innenstadt und die handschmeichlerische Druckausgabe der Wörtersammlung erscheint am 05.12.20.

Mit freundlicher Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, Corona Kultur Sommer 2020