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8.11.2017

Ljudmila Ulitzkaja: Jakobsleiter

Veranstaltungsdaten

"2011 fand ich in einer Mappe mit Briefen von meiner Großmutter und meinem Großvater. Die Briefe zu lesen hatte etwas Unheimliches – so als fielen plötzlich Skelette aus dem Schrank. Mir war klar, dass meine Kinder diese Briefe in den Müll werfen würden, und es stieg eine Angst vor dem Vergessen in mir auf, an dem unser Land seit langem leidet. Die Menschheitsgeschichte setzt sich aus einer Ansammlung kleiner privater Familiengeschichten zusammen, die viel wahrhaftiger sind, als unsere Geschichtslehrbücher es sein können." Ljudmila Ulitzkaja

Angeregt durch die Briefe der Großeltern hat Ljudmila Ulitzkaja ihren neuen Roman "Jakobsleiter" geschrieben, der sowohl eine Familiengeschichte als auch die Geschichte Russlands im 20. Jahrhundert erzählt: Nach der Revolution ziehen Jakow und Marussja mit ihrer kleinen Familie nach Moskau. Während Marussja der neuen Regierung vertraut, erkennt Jakow bald die Missstände. Unter Stalin wird er nach Sibirien verbannt. Seine Frau lässt sich scheiden, auch der Sohn wendet sich von ihm ab, und seine Enkelin Nora sieht er nur einmal als Kind. Sie, die ein bewegtes Leben führen wird – Bühnenbildnerin, alleinerziehend, georgische Liebschaft – lernt ihren Großvater erst aus seinen Liebesbriefen an die Großmutter kennen. Ljudmila Ulitzkaja, 1943 geboren, wuchs in Moskau auf und ist eine der wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Russlands. Sie schreibt Drehbücher, Hörspiele, Theaterstücke und erzählende Prosa. Ihr neuer Roman wurde von Ganna-Maria Braungardt ins Deutsche übertragen.