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18.12.20054.5.2006

Günter Schöllkopf und Doktor Faustus

Veranstaltungsdaten

In den grafischen Künsten war er ein Elementargeist, ein Unruhestifter und genialischer Kobold, unvergessen bei allen, die diesen mit kalter Nadel radierenden Hitzkopf erlebten. Damals vor dreißig, vierzig Jahren zählte Günter Schöllkopf zu den größten grafischen Talenten im weiten schwäbischen Raum. Schöllkopf, geboren 1935, Karl Rössings Schüler an der Stuttgarter Kunstakademie, war in die Literatur verbohrt – er las unaufhörlich, erregt, gewissenhaft, planlos scheinbar, allen Schriftstellern zugetan in seltsam subversiver Ergebenheit: ein Troll im Universum der Weltliteratur, begeistert von Joyce wie von Heine. Im Kreis der Feuilletonisten fühlte er sich wohl, spektakelnd und jakobinisch rabiat, er war ihr aufsässigster Freund. Ruprecht Skasa-Weiß, der ehedem harrend und bangend mit Schöllkopf verkehrte (bangend, weil Illustrationsaufträge der Zeitung stets abhängig waren von der Tages- respektive auch Nachtform des Künstlers), fand an dem Mann viel zu bestaunen. Besonders kurios: wie unaufhörlich Schöllkopf seine Feder akurat an Thomas Mann wetzte und an des gefeierten Großschriftstellers teuteschstem Werk, am Doktor Faustus. Den umkreiste, umstichelte Schöllkopf ständig. Die Ausstellung soll es zeigen.