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23.10.2007

Alexander Bosse: Frieselfieber

Veranstaltungsdaten

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts war die Medizin durch Mystik, Philosophie, Spekulation und Glaube geprägt. Krankheit und Tod wurden als von Gott gegebenes Fatum aufgefasst und als Strafe mit moralischen Kategorien belegt. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 35 bis 40 Jahren wurden die Menschen unabhängig von Herkunft und Bildung oftmals ohne Vorboten durch Infektionskrankheiten aus dem Leben gerissen. Über eine rein deskriptive Beschreibung der Erkrankung wie Frieselfieber, Schleimfieber, Wassersucht ging der wissenschaftliche Ansatz nicht hinaus. Am Beispiel des bereits mit 25 Jahren verstorbenen und auf dem Hoppenlau-Friedhof ruhenden Wilhelm Hauff demonstriert Alexander Bosse die Tragödie der hilflosen Todeserfahrung der damaligen Zeit. Im Gang über den Friedhof bei Berücksichtigung der eindrucksvollen Ikonographie der Sepulkralkultur wird an ausgesuchten Gräbern auch auf die Problematik des sog. Kindbettfiebers hingewiesen. Im anschließenden Vortrag im Literaturhaus erfolgt eine synoptische Reflexion zu diesem Thema anhand von weiteren eindrucksvollen Grabmälern aus dem europäischen Raum sowie ein Ausblick auf die fundamentalen Fortschritte der Medizin im späten 19. Jahrhundert. Prof. Dr. Alexander Bosse ist Ärztlicher Direktor am Institut für Pathologie, Klinikum Stuttgart, Katharinenhospital.
Beginnt um 19.00 Uhr am Friedhof/Eingang Hegelsaal.

Eintritt: EUR 8,-/6,-/4,-