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25.9.2016

Anna Kunze, Philipp Theisohn: Entspanntes Schwindeln? Ghostwriting in der Wissenschaft

Veranstaltungsdaten

Die Uni ist ein Massenbetrieb. Eine intensive Betreuung von Studierenden ist in vielen Fällen nicht möglich. Unter dem Druck von Punktesammeln und verkürzter Studienzeit greifen immer mehr überforderte Studierende zum letzten Mittel: Bachelor- und Master-, Diplom- und sogar Doktorarbeiten werden outgesourct. Ein florierender Dienstleistungssektor bietet gegen entsprechende Bezahlung »akademisches Ghostwriting« für eine gut betuchte Klientel an. Diese muss es sich leisten können, 10.000 Euro oder mehr für 200 Seiten Text auszugeben, so Thomas Nemet, Geschäftsführer von Acad-Write, einer der größten deutschen Ghostwriter-Agenturen. Wenn Kunden z.B. 100 oder 200 Seiten zu diesem oder jenem Thema benötigen, übernimmt das die Agentur – von der Recherche bis hin zur schriftlichen Ausarbeitung. Allerdings dürfen die Kunden die Arbeiten nicht unter eigenem Namen einreichen. Nur – wer hält sich daran? Anna Kunze* ist Autorin und wissenschaftliche Ghostwriterin, ebenfalls tätig für eine Agentur. Sie spricht über ihre Arbeit, über Ethos und Wissenschaft, Kundenprofile, Strategien der Textverfertigung – und über das stille Vergnügen, das ihr die Arbeit seit Jahren bereitet. Über Fragen nach Original und Urheberrecht, nach Autorschaft und intellektuellen Besitzverhältnissen und deren gesellschaftlichen Bedingungen diskutiert sie mit dem Zürcher Germanisten Philipp Theisohn, Autor des Buches "Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte".

*Name geändert