Zum Hauptinhalt springen
25.6.

Die große Kulturmaschine Funk. 60 Jahre Radio-Essay: Ulrike Draesner, Stephan Krass, Sibylle Lewitscharoff, Monika Rinck, Rüdiger Safranski

Veranstaltungsdaten

Der 12. Juli 1955 fiel auf einen Dienstag. Man schrieb die Kalenderwoche 28 und die Luft roch nach Sommer. An diesem Tag ging in Stuttgart der SDR mit einem neu gestalteten Kulturprogramm auf Sendung. Der Titel lautete Radio-Essay. Unter diesem Rubrum versammelte der Schriftsteller Alfred Andersch, der das Konzept entwickelt hatte, ein breites Spektrum radiophoner Sendeformen: Feature, Hörspiel, Poesie, Gespräch, Kulturkritik. Schon bald wurde der Radio-Essay zur Herzkammer der „großen Kulturmaschine Funk“ und Andersch musste Verstärkung für seine Stuttgarter Maschine suchen. Der Mann hieß Hans Magnus Enzensberger, hinterließ deutliche Spuren, aber er blieb nicht lange. Es folgte Helmut Heißenbüttel. Auch er ein Schriftsteller, der gerade zu publizieren begonnen hatte, als er 1959 die Nachfolge von Andersch antrat. Heißenbüttel prägte den Radio-Essay bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1981 und war Mentor und Stimme eines Programms, in dem sich alles, was in Literatur und Publizistik dieser Jahre Rang und Namen hatte, einfand. Hier gaben sich Arno Schmidt, Ingeborg Bachmann, Wolfgang Koeppen, Max Frisch, Martin Walser, Gisela Elsner, Heinrich Böll und Max Bense die Studiotür in die Hand. Man kann die ersten 10, 15 Jahre des Radio-Essays durchaus als heroische Phase eines Kulturprogramms bezeichnen, das bundesrepublikanische Kulturgeschichte geschrieben hat. Hier spielten die intellektuellen Debatten, hier fand die Avantgarde aus Literatur und Musik ihren Ort, hier hatte die Kritik einen prominenten Platz. Dass die Sendung auch nach 60 Jahren noch quicklebendig ist und sich nicht hinter ihrer großen Vergangenheit verstecken muss, dafür soll dieses Symposium stehen.

In Zusammenarbeit mit dem SWR2.

Um Kartenreservierung für den Festvortrag wird gebeten unter 07221 300 200. Alle anderen Programmpunkte können ohne Anmeldung besucht werden.

PROGRAMM

10.00 Uhr Begrüßung
Dr. Stefanie Stegmann, Literaturhaus Stuttgart

Grußwort
Peter Boudgoust, Intendant SWR

10.30 Uhr Vortrag
Dr. Stephan Krass, SWR2
»Die große Kulturmaschine Funk«. 60 Jahre Radio-Essay

11.00 Uhr Vortrag
Prof. Dr. Christian Schärf, Universität Hildesheim
Die Häute des Chamäleons. Zur Evolutionsgeschichte des Essays

11.30 Uhr Vortrag
Sibylle Lewitscharoff, Berlin
Ein Radiohörer mit runden Ohren, der Arno Schmidt
und Wolfgang Koeppen hört.

12.00 Uhr Fragen des Publikums

12.30 Uhr Pause

14.00 Uhr Essay und Diskurs 1
Welche Essays braucht das Land?
Dr. Andreas Rötzer (Matthes & Seitz, Berlin) und
Tom Lamberty (Merve)
Gesprächsleitung: Barbara Schäfer, DLF

14.30 Uhr Vortrag
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich, Leipzig
Vom Glück der Inkonsequenz. Bekenntnisse eines
Theorieprotestanten

15.00 Uhr Vortrag
Monika Rinck, Berlin
Theorie und Praxis der Dichtung

15.30 Uhr Kaffeepause

16.00 Uhr Vortrag
Ulrike Draesner, Berlin
Von Hab und Gut. Die Kriegskinder und ihre Nachfahren

16.30 Uhr Essay und Diskurs 2
Welche Essays braucht das Land?
Albert Henrichs, Hundertvierzehn.de (S. Fischer Verlag) und Prof. Dr. Caspar Hirschi (Universität St. Gallen)
Gesprächsleitung Barbara Schäfer, DLF

17.00 Uhr Fragen des Publikums

17.30 Uhr Pause

19.30 Uhr Festvortrag
Rüdiger Safranski, Badenweiler
Vergesellschaftete Zeit und Zeitsouveränität
Moderation: Anja Brockert