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3.7.2017

Über "Die toten Seelen" von Nikolaj Gogol

Veranstaltungsdaten

Unauffällig bis zur Selbstauflösung, flexibel bis zur Getriebenheit, egoistisch, gewinnorientiert und rationalistisch bis zur Verantwortungslosigkeit: Der rundum mittelmäßige Kollegienrat Pawel Iwanowitsch Tschitschikow handelt mit faulen Krediten. Das Pfand, das er dafür hinterlegt, ist nicht nur faul, sondern zumeist schon verwest: die Leichen verstorbener Leibeigener, für die er, zusammen mit einem müffelnden Diener und einem sauflustigen, orientierungslosen Kutscher, in die entlegensten Winkel Russlands reist. Dort sucht er verschiedene Gutsbesitzer auf, um ihnen „tote Seelen“ abzukaufen. Die Hinterwäldler sind zwar weit weniger weltgewandt als Tschitschikow, doch zu besseren Menschen macht sie das nicht. Auch sie sind bestechlich, inkompetent und verfressen. Mit den „toten Seelen“ versucht sich Gogol an einer russischen Wiedergeburt der „Göttlichen Komödie“, doch sein Held lässt sich nicht durchs Fegefeuer in den Himmel führen. Gogols Bemühungen, Tschitschikow in die Rolle des guten Menschen zu zwingen, scheitern kläglich und mit ihnen der Weg zum eigenen Seelenheil. Er verliert Humor, Lebenslust und Verstand an sein letztes Werk und wird die verbleibenden zehn Jahre bis zu seinem Tod 1852 nichts Gelungenes mehr veröffentlichen. „Keiner meiner Leser wusste, dass er, wenn er über meine Helden lachte, über mich lachte”, so Gogol. Wir lesen den rund 500 Seiten starken Roman und sprechen über seine Aktualität.

Ort: Dachboden-Lese, Tulpenstraße 48, Stuttgart
Nur mit Anmeldung unter u35@literaturhaus-stuttgart.de
Eintritt: Euro 3,- / Mitglieder frei

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