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22.10.2015

Hannelore Schlaffer, Karen Ellwanger: Alle meine Kleider

Veranstaltungsdaten

"Die Städte, in denen ich einkaufte, Würzburg, Nürnberg, Frankfurt, Stuttgart, stehen für mich für je einen Stil, der meinem Ideal, dem Gebot der Mode und dem Stand meines politischen Bewusstseins entsprach. Das Idol der großen Stoffmassen, der weiten Röcke und langen Haare, verwirklichte sich in Würzburg. In Nürnberg begann der Abschied vom einteiligen Kleid, auch die Frauenmode wurde zweigeteilt. Als ich von Marburg zum Einkauf nach Frankfurt fuhr, war die Epoche der Plateausohlen angebrochen, und Lackleder wurde das neue leuchtende, bildschirmgrelle Material. In Stuttgart beruhigte sich die modische Aufregung wieder, und übrig blieb die maskulinisierte Figur im Kostüm, sehr eng, oder im Herrenanzug." Hannelore Schlaffer erzählt in eleganten, autobiographisch grundierten Essays von jenen Jahren, in denen Frauen mit dem Kleid einen politischen Auftritt wagten. Diesen Moment bettet die Autorin ein in den Rückblick darauf, wie sich ihr Interesse für die Mode entwickelte. Sie beginnt bei der Erfahrung, die sie schon als Kind mit den Kleidern der Eltern machte und endet mit der Frage nach dem Modeverhalten im Alter. Hannelore Schlaffer lebt als freie Schriftstellerin und Publizistin in Stuttgart. Von 1982 bis 2004 lehrte sie als außerplanmäßige Professorin für Neuere deutsche Literatur an den Universitäten Freiburg und München und schreibt regelmäßig für Tageszeitungen und Rundfunkanstalten. Für ihren Essayband "Die City - Straßenleben in der geplanten Stadt" erhielt sie den Preis "Das politische Buch" 2014 der Friedrich-Ebert-Stiftung. Mit Hannelore Schlaffer im Gespräch ist die ausgewiesene Bekleidungsforscherin und Kulturwissenschaftlerin Karen Ellwanger, Professorin für materielle Kultur an der Carl-von-Ossietzky Universität.