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5.3.7.3.2015

Scheitern. Ein Festival des Misserfolgs

Veranstaltungsdaten

„Der Schiffbruch, als überstandener betrachtet, ist die Figur einer philosophischen Ausgangsbetrachung.“ — Hans Blumenberg

„Weil ich der Überzeugung bin, dass gerade die Gescheiterten Erkenntnisse besitzen. Diese Leute wissen, wie es sich anfühlt, wenn eine Katastrophe eintritt, weil sie selbst mittendrin stecken. Wir wollen Katastrophen aus der Distanz betrachten, bloß nicht selbst das Problem werden.“ — Christoph Schlingensief

Das Thema Scheitern hat Konjunktur – zumindest im Sprechen darüber. Kunstausstellungen und Theaterprojekte denken über den Umgang mit Misserfolgen nach, Innovationsforen der
Wirtschaft fragen nach Potenzialen des Scheiterns und Fehlschlagsforscher schreiben die Technikgeschichte neu. Aber das Scheitern selbst, das existenzielle Versagen, das Schiffbruch-
erleiden, findet meist im Stillen statt, schmerzt, verletzt und stellt bloß. Der amerikanische Soziologe Richard Sennett spricht in diesem Zusammenhang vom Scheitern als „Tabu der Moderne“. Zumeist als persönliches Versagen wahrgenommen, findet eine breitere Auseinandersetzung mit dem Scheitern bisher kaum statt. Fehlt es an Selbsterkenntnis, liegt es an mangelnder Ehrlichkeit? Überwiegt die Furcht vor Ablehnung und Verurteilung, die Scham?

„Wieder versuchen / Wieder scheitern / Besser scheitern“ – dieser scheinbare Widerspruch, formuliert vom irischen Schriftsteller Samuel Beckett, berührt zwei zentrale Denkbewegungen:
Im Scheitern liegt schöpferisches Potenzial; Experiment und Verwerfung sind fester Bestandteil unseres Handelns und bedeuten zugleich Risiko. In der erzählenden Literatur ist das Scheitern seit jeher ein großes Thema, häufig bezogen auf Liebesbeziehungen. In den letzten Jahren aber fallen einige Autoren auf, die über das Scheitern in Wirtschafts- und Arbeitskulturen schreiben. Dabei thematisieren sie auch die Kehrseite des „Besser Scheiterns“, die sich geschmeidig in eine Logik des Erfolgs, der Leistung und in Technologien der Selbstoptimierung einpassen lässt. Das Scheitern darf kein echtes Scheitern bleiben, sondern muss überwunden und in ein positives Moment der Läuterung und in ein erfolgreiches Leben überführt werden.

Gemeinsam mit deutschsprachigen und internationalen Gästen denken wir vom 6.– 8.3. im Literaturhaus Stuttgart über Kulturen des Scheiterns nach und befragen seine doppelwertige Bedeutung in Kunst und Literatur, in Arbeitskultur und Wirtschaft, in Politik, Gesellschaft und Wissenschaft. Wir möchten Wege ausfindig machen, sich den Realitäten des Scheiterns zu stellen, um neue Möglichkeiten im Umgang mit diesem Tabu der Moderne zu finden. Failure is an option!

Programm zum Download

In Zusammenarbeit mit inter:est Kultur- und Bildungsprojekte

Förderer und Partner des Festivals: Bundeszentrale für politische Bildung, Robert Bosch Stiftung, Stadt Stuttgart, Deutsch Amerikanisches Zentrum Stuttgart, Akademie Schloss Solitude

Bilder von der Veranstaltung

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